Transplant Kids Camp
Konzept
Ausgangssituation
Organtransplantierte Kinder (und ihre Familien) sind in den vielen Fällen von Geburt an mit ihrer Krankheit konfrontiert. Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Krankheit bestimmen das Leben, nehmen viel Zeit in Anspruch und führen oft zu einer Vernachlässigung der Sozialkontakte. Die Entwicklung im motorischen Bereich ist häufig verzögert. Sehr viele der transplantierten Organe gehen in der Transferzeit von der "Kinder"- in die "Erwachsenen"-Medizin verloren - wegen mangelnder Compliance. Gerade in der "Rebellionsphase" (Pubertät) wird diesen Kindern das "Anderssein" mehr und mehr bewusst, immer sind sie die einzigen in ihrer Umgebung (Familie, Schule, etc.) die sich mit Krankheit und Sekundärerscheinungen (Medikamente, Entwicklungsverzögerungen) auseinandersetzen müssen.
Oft tritt die Pubertät auch später ein und bringt mehr Probleme mit sich als bei den „gesunden“ Kindern. Unter diesen erschwerten Bedingungen müssen auch noch Schule oder Ausbildung absolviert werden. Während der Informationsaustausch auf der Ebene der Erwachsenen (Ärzte, Eltern) weitestgehend funktioniert sind die eigentlich Betroffenen (die Kinder als Patienten) eigentlich nur Empfänger von Anweisungen. Für die Beziehung Eltern Kind birgt das Konfliktpotential. Die Betreuung durch die Bezugspersonen erzeugt eine große Abhängigkeit. Allen Beteiligten wird in dieser Zeit viel abverlangt.
Zielgruppe
Das Angebot richtet sich an organtransplantierte (Niere, Leber, Lunge, Herz) Kinder und Jugendliche im Alter von 8 - 17 Jahren. Jedes teilnehmende Kind darf auch ein Geschwisterkind oder Freund/Freundin mitbringen.
Chronische Erkrankungen betreffen die ganze Familie - auch die Geschwisterkinder. Sie müssen oft gegenüber dem erkrankten Kind zurückstecken und übernehmen oft mehr Verantwortung als gleichaltrige aus "gesunden" Familien. In dieser Freizeit lernen sie andere Geschwisterpaare mit gleichgelagerten Problemen kennen. Der Einstieg für Gespräche fällt unter Gleichbetroffenen leichter– auch bei Kindern. Nicht alles muss erklärt werden.
Mit unserem Transplant-Kids Camp, dass wir 2009 erstmalig durchgeführt haben, haben wir ein Angebot geschaffen, dass die vorgenannten Punkte berücksichtigt. Die Basis des 5-tägigen Transplant-Kids Camp sind die sport- und bewegungs-orientierten Freizeitaktivitäten sowie die altersgerechten Workshops zu den Themen Compliance, Ernährung, Motorik und Stressbewältigung. Diese Themen sind auch für die Geschwisterkinder von Bedeutung. Auch sie werden täglich mit dem "medizinischen" Programm der Familie konfrontiert und erfahren nun die Hintergründe.
Erlebnispädagogik
Hier geht es uns darum die Kinder sportlich und bewegungsmäßig zu fordern, aber nicht zu überfordern. Ganz wichtig für uns ist, dass sich jeder nach seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten betätigt. Wir wollen den Kindern u. Jugendlichen die Möglichkeit geben sich unter fachkundiger Anleitung auszuprobieren, sich wieder etwas zu "trauen" und ihnen zeigen was sie alles können. Auf spielerische Art möchten wir die Kinder motivieren, ihr Körpergefühl und ihr Selbstbewusstsein zu verbessern, jeder nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Wir wollen dabei helfen, dass sie auch im Alltag wieder etwas Mut und Selbstvertrauen finden. Der Wettkampf soll weniger gegeneinander als mehr gegen sich selber geführt werden. Das erlebnispädagogische Programm orientiert sich an den Möglichkeiten vor Ort und beinhaltet immer ein Teil dieser Aktivitäten:
- Kennenlernen
- Radtour, Paddeln, Floß bauen
- Natur, GPS-Schatzsuche
- Wandern, Klettern, Biwak, Seilkonstruktion
Neben den "aktiven" Phasen gibt es auch "passive“ Phasen in der Freizeitgestaltung, wie z.B. Lagerfeuer, Basteln und Singen. Anspannung und Entspannung halten wir in einem ausgewogenen Verhältnis um die Teilnehmer unseres Angebotes nicht zu überfordern.
Workshops
Neben dem erlebnispädagogischen Programm bieten wir den Teilnehmern von Fachleuten durchgeführte altersgerechte Workshops zu folgenden Themen an:
- Compliance
- Ernährung
- Stressbewältigung
- Mototrik
Die Workshops sollen unseren Teilnehmern helfen einen vernünftigen Weg zwischen Normalität (altersgerechtem Leben) und Verantwortung für das transplantierte Organ zu finden.
Während der Workshops erarbeiten sich die Teilnehmer unserer Freizeit anhand von Arbeitszetteln und Diskussionen die Arbeitsinhalte selbstständig.
Trotz des nicht einfachen Themas ist die Mitarbeit der Kinder von Motivation und großem Interesse geprägt.